Kultur
Der schillernde Begriff "Kultur" kommt ursprünglich aus dem Lateinischen und bezeichnete da die Pflege von Ackerbau und Viehzucht. Später änderte sich der Begriff und bezeichnete philosophische Bildung, Erziehung zum geselligen Leben und zur Kenntnis der Künste. Heute sind die Bedeutungen von Kultur mannigfaltig: Kultur wird in gewissen Kontexten mit Kunst gleichgesetzt, eine eher alltägliche Auffassung von "gemeinsamer Kultur" meint hingegen eine Anzahl äusserlicher (meist willkürlich gebildeter), statischer Merkmale von Menschen mit "gemeinsamer Abstammung". In den letzten Jahren wird "Kultur" von fremdenfeindlichen Gruppierungen auch zur Propagierung von nicht zu überwindenden Unterschieden, als unveränderbares Merkmal von Menschen genutzt (s. Neokulturalismus).
In der Wissenschaft wird meist im Plural von "Kulturen" gesprochen. Damit werden Gemeinschaften (vgl. auch Ethnien) bezeichnet, welche sich durch gemeinsame Merkmale wie Sitten, Bräuche, Werte, Normen, Sprache und so weiter auszeichnen. Dabei handelt es sich oft um kollektive Vorstellungen, insbesondere auch weltanschauliche Orientierungen und Werte, die den Kern bilden für Sinngebung. Sie bilden die Grundlage, durch die soziale Normen, Rollen, Traditionen sowie Verhaltensmuster legitimiert sind. Sie werden im Zuge der Sozialisation von den Individuen erlernt und sind veränderbar. Sie bleiben nur durch die andauernde soziokulturelle Reproduktion lebendig.